Kolumne
Daniel Saurenz
Ist Bitcoin am Ende?
Bitcoin und Ethereum hat es im Zuge des Chaos um den Kryptomarktplatz FTX heftig gebeutelt. Für manche Experten ist der Kryptohype endgültig durch. Aber stimmt das?
Praktische Anwendungen des Bitcoin sucht man hierzulande auch Jahre nach Erfindung der Kryptowährung vergeblich. Auch von beliebig hohen und im Nachhinein umso unrealistischeren Kurszielen von 500.000 Dollar oder gar einer Million ist man meilenweit entfernt. Doch nicht alles ist schlecht. So zeigt der Blick ins Ausland – Bitcoin kann doch einen Nutzen haben, sofern er akzeptiert ist.
In Deutschland bei Rewe oder Edeka mit Bitcoin zu bezahlen, klingt wie Science-Fiction. Woanders ist die Kryptowährung dagegen längst etabliert: Joghurt und Gemüse können mit der Kryptowährung bezahlt werden.
Wer in Südafrika am Straßenrand bei den sogenannten fliegenden Händlern shoppen geht, der könnte als Erstbesucher des Landes verwundert sein, dass die Zahlung mit Apple Pay oder Kreditkarte völlig selbstverständlich ist. In Südafrikas zweitgrößter Supermarktkette dürfte das Erstaunen bei Touristen aber noch größer sein. Im kleinen Ort Hout Bay in der Kap-Region kann man alte und neue Welt nebeneinander bestaunen. Die dortige Mall beheimatet Woolworth Food, wo die Zahlung Cash oder per Kreditkarte ihren gewohnten Gang nimmt.
Direkt nebenan baut sich bei Pick`n Pay die neue Welt auf. Die eher im niedrigpreisigen Segment angesiedelte Kette ist einer der wichtigsten Lebensmittelanbieter und der zweitgrößte Einzelhändler des Landes. Überraschend ist, dass gerade Pick`n Pay das Bezahlen per Bitcoin in seinen vielen Tausend Geschäften ermöglichen will. Durch einen Erlass der südafrikanischen Aufsichtsbehörde FSCA vom 20. Oktober wurden Kryptowährungen offiziell in den Status von Finanzprodukten erhoben. Zur besseren Verwendung der Digitalwährungen will die FSCA regulierend eingreifen. So wurde der Weg bereitet für den südafrikanischen Einzelhändler, Bitcoin in sein Bezahlsystem zu integrieren. Die konkrete Umsetzung findet unter anderem per Lightning Network statt, das Zahlungen binnen Sekunden ermöglicht und auf der Sicherheit der Bitcoin-Blockchain aufbaut. Weltweit wird dies auch bei den Anbietern von Kryptowährungen und Kryptotrading für Aufmerksamkeit sorgen.
Bitcoin schläft nur
Hierzulande ist der Hype um Bitcoin oder Ethereum etwas abgeflaut, international treiben führende Anbieter wie Binance ihre Geschäfte aber weiter voran und es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland wieder der Fokus auf Bitcoin gelenkt wird – zumindest bei einer ausgesuchten Zielgruppe. Im Zertifikatebereich hat die DZ Bank jüngst ein Open End Produkt auf Kryptowährungen in den Ring geworfen und ist damit neben Vontobel der zweite große Anbieter am deutschen Zertifikatemarkt. Unter den großen Anbietern hat Binance bereits eine Kryptoverwahrlizenz und auch den Eigenhandel für Krypto-Assets beantragt.
Schauen wir aber nochmals nach Südafrika. In Südafrika sind Kryptowährungen und vor allem der Bitcoin in der Bevölkerung fest verankert und so dürfte auch die Integration in Supermärkten mehr als nur ein Werbegag sein.
„Trotzdem sollte man bei Bitcoin mit Augenmaß agieren und sich nicht von Kurszielen blenden lassen, die schön klingen und runde Zahlen ins Spiel bringen“, mahnt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. So erklärte die bekannte Investorin und Fondsmanagerin Cathie Wood die 2022, dass der Bitcoin bis 2030 auf einen Wert von 1 Mio. US-Dollar pro Coin steigen werde. (Nebenbei zeigte Wood 2022, wie man einen hoch spekulativen Tech-Aktienfonds vor die Wand fahren kann.) Vergessen Sie solche Kursziele ganz schnell und investieren Sie in Etappen und mit kühlem Kopf. Denn Experte Molnar rechnet folgendes vor: „Eine Marktkapitalisierung des Bitcoin bei insgesamt 21 Millionen verfügbaren Coins läge bei 21 Billionen US-Dollar. Damit wäre Bitcoin fünfmal so viel wert wie Apple“.